FOMO und FOBO oder: Warum ist mein Leben nicht so toll wie das aller Anderen?

In unseren Coachings hören wir häufig vermeintliche Wahrheiten wie „Andere sind viel aktiver im Nachtleben, machen aber trotzdem eine steilere Karriere“ ,„Ich hätte damals mit Erik auf Weltreise gehen können, stattdessen sitze ich nun mit Jens und unseren drei Kindern auf dem Dorf.“, „Andere in meinem Alter haben schon längst die nächste Führungsposition erreicht“, „Ich bin schon seit 2 Jahren in dem Unternehmen und wurde immer noch nicht befördert – sollte ich nicht langsam wechseln? Nicht, dass ich hier ein fruchtloses Dasein friste und dann mit 30 Jahren zu alt für eine Karriere bin.“ –

Klingelt da etwas? Oft vergleichen wir uns mit Anderen und meinen dann, dass deren Leben viel toller wäre als unseres. Und fühlen uns dann wieder wie in der Schule, als wir gerne mit der Schulsprecherin, dem Jahrgangsbesten oder der Chefredakteurin der Schülerzeitung getauscht hätten. Dieser Vergleich ist gar nicht so weit hergeholt, da wir in unserer Pubertät auch mit vielen neuen Situationen und Gefühlen konfrontiert und uns häufig einfach nur unsicher und auch mal einsam mit diesen ganzen Gedanken fühlen. Zwar sind wir als Erwachsene – in der Regel-über diese langen Phasen der Unsicherheit hinweg, aber dennoch ändert sich unsere Lebenswirklichkeit ständig und zum Teil im rasenden Tempo. Das Auftauchen von Social Media Plattformen wie Instagram undSnapchat und der Fakt, dass diese nun kaum mehr aus dem täglichen Leben wegzudenken sind, erweckt in uns – sofern wir uns viel mit diesen beschäftigen – ähnliche Gefühle und Gedanken wie in der Pubertät. Wenn wir online sehen, welch tolle Karriereschritte ehemalige Klassenkameraden gemacht haben, wie der Promi X 20 kg abgenommen hat oder wie toll die Wohnungen von Bekannten eingerichtet sind, dann sind wir zwar einerseits neugierig, spüren aber auch schnell Unbehagen, weil wir noch nicht CEO sind, etwas über unserem Wohlfühlgewicht wiegen oder sich in einer Ecke der Wohnung seit Monaten die letzten Umzugskisten (unausgepackt) stapeln. Und wir können uns dann kaum bremsen, weil wir herausfinden wollen, wie es Anderen unseres Alters und in vergleichbarer Position geht. Dann vergehen schon mal schnell Stunden, in denen wir nur Leute auf Facebook oder Instagram gestalkt haben. Hinterher fühlen wir uns schlecht und fangen an, uns das Hirn zu zermartern: Hätte ich damals vielleicht doch den MBA in St.Gallen machen sollen? Warum schaffe ich es nie, eine Diät durchzuhalten – kein Wunder, dass mich keine Frau wahrnimmt? Hätte ich damals nicht doch mit Erik diese Reise machen sollen? Das wäre spaßiger gewesen, als mit den Koliken von Baby Nr. 3 zu kämpfen.

Willkommen im Gedankenkarussel zwischen FOMO (= Fear of Missing Out = die Angst, etwas zu verpassen) und FOBO (= Fear of Better Options – es könnte ja immer eine bessere Option geben, die ich mir durch meine Entscheidung versperre)!

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um den Rechner auszuschalten und sich folgende Dinge zu vergegenwärtigen:

Es sind schlichtweg neue Tools und wir müssen den Umgang mit ihnen erst noch lernen – wie Teenager versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden und mit ihrer Gefühlswelt zurecht zu kommen. Und das klappt bekanntlich auch nicht von heute auf morgen.

Die Bilder, die andere in sozialen Medien von sich posten, sind häufig nicht echt – oder mittels Filter soweit verfremdet, dass wir das Original-Motiv nicht erkennen würden, selbst wenn wir direkt vor ihm stünden.

Es steht auch jedem frei, das zu posten, was sie/er posten möchte. Die meisten sind bemüht, in den sozialen Medien nur das zu zeigen, was Andere auch sehen sollen: also zu 90 % die Schokoladenseiten des Lebens. Aber es gibt auch häufig die Kehrseite der Medaille, die nicht erwähnt wird: Was denkst Du, warum so viele Top-Manager nach ein paar Jahren vor den Scherben ihrer Ehe stehen? Warum meinen weibliche CEO´s noch auf dem Weg in den Kreißsaal E-Mails verschicken zu müssen? Was meinst Du, wie Erik sich fühlt, wenn er von der Weltreise zurückkehrt und um ihn herum gefühlt alle Familien gegründet haben und es anfängt, in seinem Bauch zu ziehen? Und wie schlimm muss es sein, wenn Du 20 kg abgespeckt hast, dann aber der Jojo-Effekt gnadenlos zuschlägt?

An vielen Punkten im Leben kannst Du Dich einfach nicht nicht festlegen – sondern Du musst Dich für etwas entscheiden: sei es die Karriere, die Weltreise oder die Familie, um mal die ganz großen Entscheidungen zu nennen. Und ja, nach einer solchen Entscheidung stehen Dir nicht mehr alle anderen Optionen offen – aber wären diese wirklich jemals ernsthaft in Frage gekommen? Und was hast Du durch Deine Entscheidungen erleben dürfen, was Dir sonst verwehrt geblieben wäre? Führe Dir vor Augen, wann Du das letzte Mal richtig glücklich warst. Was gehörte dazu, dass Du dieses Glück erfahren durftest?

Es kann auch wirklich entlastend sein, wenn Ihr bildschirmfreie Zeiten in der Familie einführt. Dies praktizieren wir gerade: Von 18.30 Uhr bis 07.00 Uhr schauen wir für 1 Woche alle nicht auf einen Bildschirm – und es gibt keine Ausnahmen. Zur Not sind wir telefonisch über Festnetz erreichbar. Es ist kaum zu glauben, wie gut es uns damit geht und wieviel Kreativität dadurch freigesetzt wird- aber dazu erzählen wir nach Abschluss des Experimentes in der nächsten Ausgabe des Newsletters mehr.

Die aktuelle Coronakrise hat gerade bei vielen unserer Freunde und Bekannten zu einem richtigen Aufatmen geführt: sie spüren nicht mehr den Zwang,jeden Abend unterwegs sein zu müssen, viel zu reisen, den aktuellsten Kinofilm zu gucken, 2mal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen oder den neuen Club zu besuchen. Viele sagen auch, dass ihr Leben ohne Dienstreisen und im Home Office deutlich entspannter ist und sie endlich wieder mehr Zeit für sich und ihre Hobbies und Freunde haben. Dies betrifft wohlgemerkt vor allem die Leute, denen es aktuell möglich ist, im Home Office zu arbeiten oder zumindest nur tageweise ins Büro zu gehen – wir müssen an der Stelle nicht vertiefen, wie privilegiert diese, genau wie wir, sind. Dadurch, dass alle von den Einschränkungen betroffen waren, waren auch schillernden Beiträge auf den sozialen Medien sehr viel weniger zu sehen als vorher.

Viele haben einfach auch gemerkt, wie anstrengend ihr Leben vorher auf der Überholspur war und wie gut es tut, einfach mal nicht nur von A nach B zu hetzen und ihren Alltag durch Termine von anderen bestimmen zu lassen.

Was möchtest Du in Deinem Leben ändern? Was tut Dir in der aktuellen Situation gut? Und was vermisst Du eigentlich nicht? Auch mit Blick auf Deine Arbeitswelt: was hat gut geklappt und wie können diese Errungenschaften in die Zeit nach Corona erhalten bleiben?

Wenn Du Dich intensiver mit diesen Fragen auseinandersetzen willst, legen wir Dir die Aufzeichnung des Webinars von Robert mit Volker Baisch von der Väter gGmbH ans Herz, welche Du hier kostenfrei abrufen kannst.

Wenn die Krise zu einem Wendepunkt für Dich oder Dein Unternehmen geführt hat und Du stärker aus der Krise herauskommen möchtest, stehen wir Dir gerne auch individuell mittels Coaching oder Mentoring zur Verfügung. Für Dich als Leser unseres Blogs als Krisen-Hilfe sogar bis zum 30.06.2020 mit 10 % Rabatt auf alle Coachingangebote. Gib bei Deiner Anmeldung bitte dafür das Wort„KRISENHILFE“ an.

In dem Sinne:

Macht den Rechner öfter mal aus und bleibt gesund!

Bis bald,

Robert & Nadine